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Pfarrkirche Speicher „St. Philippus u. Jakobus”

Pfarrkirche Speicher

Die erste Pfarrkirche wird schon in der "Taxa Generalis" von 1330 genannt und in einem Visitationsprotokoll aus dem Jahre 1569.
Diese kleine Kirche oder Kapelle musste dem Neubau von 1774 weichen, denn bereits 1757 stellte man fest, dass die Kapelle den Anforderungen nicht mehr entspricht.Sie war zu klein und baufällig.
Aus diesem Grunde musste das Domkapitel 1773 eine neue Kirche planen und bauen lassen.
Diese war 32m lang und 12m breit, hatte eine Holzdecke ohne Gewölbe und an jeder Seite fünf einfache Glasfenster.

Mit dem Bau der heutigen Pfarrkirche wurde 1895 begonnen, nachdem das 1774 erbaute Gotteshaus, dessen Turm schon mehreren Kirchen vorher gedient hatte, baufällig war.
Der Trierer Dombaumeister Wirtz erhielt zunächst den Auftrag zur Ausarbeitung eines Bauplanes.
Besonders die jungen Speicherer setzten sich für den Bau einer neuen Kirche ein, nach dem die Meinungen, ob die alte Kirche renoviert oder eine neue Kirche gebaut werden sollte, auseinander gingen. Nach vielen Gesprächen einigte man sich für den Neubau.
1895 erhielt der Kirchenbau-Unternehmer J. Moritz aus Müden/Mosel den Auftrag, die Kirche zu bauen. Die Grundsteinlegung erfolgte am 27. Oktober 1895. Ein Jahr später, am 23.11.1896 wurde das Allerheiligste aus der Notkirche in das neue Gotteshaus überführt.
Die Konsekrierung durch Weihbischof Schrod erfolgte am 12. Juli 1899. In den folgenden Jahren wurde die Kirche verputzt und ausgemalt. Das  Gotteshaus wurde im 2. Weltkrieg durch Bombenangriffe und Artilleriebeschuss schwer beschädigt. Erst 1949 konnte mit der Erneuerung und dem Wiederaufbau begonnen werden. Mit der Konsekration des neuen Zelebrationsaltars durch Weihbischof Kleinermeilert am 27. September 1992 fanden die letzten Renovierungsarbeiten ihren Abschluss.
Beeindruckend sind die kunstvoll gestalteten Kirchenfenster sowie die 15 Stationen des 1962 geschaffenen und aus Speicherer Ton gebrannten Kreuzweges.

 

Geschichte

Speicher, heute Zentralort der neu errichteten Pfarrei Speicher St. Peter und Paul, hat eine lange Geschichte. In römischer Zeit lag es inmitten einer landwirtschaftlich genutzten Domäne nördlich von Trier. Der Ortsname wird erstmals 1136 urkundlich erwähnt. Die Pfarrei, deren Anfänge möglicherweise in die merowingische Zeit zurückreichen, ist seit 1330 bezeugt. Die Pfarrkirche steht unter dem Patronat der Apostel Philippus und Jakobus.

Im Mittelalter war Speicher Zentrum eines Seelsorgebezirks, zu dem Beilingen, Herforst, Metterich und Dudeldorf gehörten. Im 18. Jahrhundert wurden diese Orte nach und nach eigenständige Pfarreien. Die heutige Pfarrkirche wurde 1895/96 erbaut und 1899 konsekriert. Bereits 1773 war ein Vorgängerbau errichtet worden, da die alte Kirche baufällig war.

Speicher gehörte bis zur Französischen Revolution zum Herzogtum Luxemburg und kam 1803 zum Bistum Metz. Danach wurde es Kantonspfarrei im Kanton Dudeldorf. Nach der Rückkehr ins Bistum Trier war Johann Jakob München der erste Pastor (1817–1858). Im 20. Jahrhundert erfuhr die Pfarrei zahlreiche strukturelle Veränderungen, etwa die Eingliederung in das Dekanat Bitburg (2004).

Am 1. Januar 2023 ging die eigenständige Pfarrei Speicher in die neue Pfarrei Speicher St. Peter und Paul über, im pastoralen Raum Bitburg. Die Speicherer Pfarrkirche behält ihren Rang, Patronatsnamen und ihr Inventar.

Glocken

Das heutige Glockengeläut in der Pfarrkirche Speicher und in der heiligen Nacht 1947 das erste Mal erschallte, ist ein harmonisches „Per-omnia-Geläute“ –  Motiv d-f-g-b:

St.-Johannes-Glocke, 8 Zentner, geweiht am 19.10.1947
Inschrift: Heiliger Johannes, schütze Leut und Land, den Hirten und die Herde.

St.-Nikolaus-Glocke, 14 Zentner, geweiht am 19.10.1947
Inschrift: Durch Sturm und Riff lenk unser Schiff, zum seligen Strand, zum Heimatland,
zum Vaterhaus, St. Nikolaus.

St.-Michael-Glocke,  22 Zentner, geweiht am 19.10.1947
Inschrift: Alle, die Gott zugetan, lenke du doch Himmel an!

St.-Marien-Glocke, 42 Zentner, geweiht am 14.12.1947
Inschrift: Maria, König des Friedens, heiße ich, den Frieden der Welt erflehe ich,
den Frieden der Herzen erbete ich, zum ewigen Frieden geleite ich dich.

Die Glocken wurden in der Bronze Glockengießerei August Mark & Sohn, Brockscheid gegossen.

Glockengeläut

Orgel

Die Orgel der Pfarrkirche St. Phillipus und Jakobus in Speicher wurde als Opus 246 auf zwei Manualen mit Pedal erbaut und umfasst 24 Register. Das groß angelegte vollpneumatische Instrument gliedert sich in drei Teile. Links steht das Pedalwerk und rechts die Pfeifen des ersten Manuales, dem Hauptwerk. Das Besondere in Speicher ist, dass der brückenartige, etwas höher liegende Verbindungsteil der beiden Instrumententeile mit einem eigenen Orgelwerk versehen ist.

Nach dem zweiten Weltkrieg, den die Orgel beinahe unbeschadet überstanden hatte, wurden bald Stimmen laut, die eine Veränderung der Orgel verlangten. Vor allem das Klangbild der Orgel wurde kritisiert. Man strebte nun durch Umstellungen einzelner Pfeifengruppen eine hellere Färbung an, welches eher neobarocke Klänge abbilden sollte. Die Wiederentdeckung der Orgelliteratur älterer Epochen erforderte typische Orgelregister, wie etwa Mixturen und hohe Intervallregister.

In den späteren Jahren wurde durch die Firma Cartellieri/Wittlich die Windversorgung verändert und eine neue Trompete mit schlankem Klang wurde eingefügt. Die Maßnahmen von 1955 und 1977 führten im Ergebnis letztlich zu einem wenig befriedigendem Resultat.

Die Devise konnte nur lauten: Rückführung auf den Originalzustand von 1903. Diese Maßnahme wurde 2023 von der Erbauerfirma Klais durchgeführt. Die Anhaltspunkte, die man in Speicher selbst vorfand, waren teilweise unter Deckschichten aus Holz verborgen und hier mussten erst einmal ehemalige Windführungen freigelegt werden, um die damalige Aufstellung einiger Register zu verstehen. Einzelne Pfeifen fanden sich in neueren Registern wieder, die allerdings teilweise auf ein Drittel ihrer einstigen Länge eingekürzt wurden. In der Bonner Werkstatt wurden die abgeschnittenen Orgelpfeifen wieder angelängt und die neuen Pfeifen in Bauart und Material den alten Pfeifen angeglichen. Darüber hinaus wurden Windanlage, Gehäuse und weitere Details ergänzt, um die Rekonstruktion zu vollenden. Am 24.09.2023 fand die Wiedereinweihung der generalrekonstruierten Orgel statt.

Disposition 1903-1950 und seit 2023

I Hauptwerk II Oberwerk Pedal
Bordun 16' Lieblich Gedackt 16' Violon 16'
Principal 8' Geigenprincipal 8' Salicet 16'
Viola di Gamba 8' Salicional 8' Subbass 16'
Flauto major 8' Vox coelestis 8' Octave 8'
Gemshorn 8' Aeoline 8' Cello 8'
Dolce 8' Harmonieflöte 8' Posaune 16'
Octave 4' Flauto traverso 4'  
Rohrflöte 4'    

Octavflöte 2'
Mixtur 3-4 f.
Trompete 8'

   

Disposition 1950-2022

I Hauptwerk II Oberwerk Pedal
Bordun 16' Metallflöte 8' Violon 16'
Principal 8' Lieblich Gedackt 8' Salicet 16'
Gemshorn 8' Principal 4' Subbass 16'
Violflöte 8' Flauto traverso 4' Octave 8'
Flauto major 8' Blockflöte 2' Choralbass 4'
Octave 4' Nasat 11/3' Posaune 16'
Rohrflöte 4' Scharff 3-4 f.  
Octavflöte 2'    

Sesquialtera 2f.
Mixtur 3-4 f.
Trompete 8'

   

 

 

Klais-Orgel in Speicher